Wie dieser „Design-Fail“ doch zum Klassiker wurde

Probleme über Probleme: der saure Saft rinnt an den metallenen Beinen herunter, die drei spitzen Füße kommen ins Rutschen, bohren filigrane Furchen in die Arbeitsplatte, als zwei Kerne ins Glas hinabplumsen. Dabei wollte man doch eigentlich nur ein wenig Saft aus der halbierten Zitrone pressen. Die wohl berühmte Zitruspresse hält einiges für ihren Nutzer bereit. Doch bequemes Auspressen der gelben, saftigen Frucht gehört eher nicht dazu. Wir stellen vor: der Design-Fail.

Silberne Rakete

Die Juicy Salif, wie die raketenförmige Zitruspresse aus Aluminium getauft wurde, ist ein Werk des französischen Designers Philippe Starck. Er entwickelte sie 1990 beim berühmten italienischen Designunternehmen Alessi.

Für einige Zeit war sie ein beliebtes Geschenkobjekt. Wer die Zitruspresse prominent in seiner Küche platzierte, galt als stilbewusst. Zum zehnjährigen Geburtstag des Design-Klassikers brachte Alessi die Juicy Salif erneut heraus – dieses Mal in Gold und mit dem Hinweis, sie zum Wohle der Gesundheit besser nicht zu benutzen.

Warum sie doch Kult wurde

Starcks Werk ist der krasse Gegenentwurf zum Design-Gebot “From follows function”. Diesem Grundsatz folgend gibt Gebrauchsweise vor, wie ein Produkt auszusehen hat. Das ist auch einer der Grundsätze des Design Thinking. Die Erfindung muss vom Menschen gewollt – und seinen Bedürfnissen angepasst sein. Der große Erfolg zeigt jedoch, dass mit Regeln gebrochen werden kann. Die außergewöhnliche Gestaltung überwiegt die Tatsache, dass man die Juicy Salif praktisch nicht nutzen kann. Offenbar ist das Saftpressen nicht die einzige Funktion einer Saftpresse.

“Gutes Design ist für die Ewigkeit”
— Alberto Alessi

, ist einer der berühmtesten Sätze des Unternehmenschefs. Auch die Zitruspresse wurde schnell mit dem Titel des “Designklassikers” geschmückt. Doch ihre Benutzer waren in aller Regel nicht glücklich mit der Gebrauchserfahrung.